Mit dem Winzer durch das Jahr – der Rebschnitt (1)
Wenn wir mit euch, mit unseren Weinfreundinnen und Weinfreunden, zusammen bei der Weinverkostung sitzen, kam schon des Öfteren eine Frage auf:
Du, Toni, wie sieht denn das Arbeitsjahr im Weingarten aus?
Viele glauben, dass der Beginn, wenn man so will, im Frühjahr ist. Wenn die Natur erwacht, erwacht also auch der Weinbauer und kommt aus seinem Kellerchen heraus.
Allerdings hat der Winzer bis zum Frühjahr schon so einiges im Weingarten getan, damit das Wachstum seiner Reben in die gewünschte Richtung verläuft und der kommende Jahrgang seinen, sowie auch euren Erwartungen entspricht.
Die Weingartenarbeit ist ein Kreislauf. Sie endet und beginnt mit den Herbstarbeiten nach der erfolgreichen Weinlese.
Die kommende Zeit nennt sich „Winterruhe“ und beginnt mit dem Blattfall und dauert bis zum ersten Saftfluss im März an. In dieser Zeit beschäftigen wir uns im Weingarten mit dem Rebschnitt. Die Vegetation steht nun still, der Weinstock hat seine Lebenssäfte in sein Innerstes gesogen. Mit Saisonende und Anfang Dezember beginnen wir meist mit dem Schneiden der Reben. Diese Arbeit ist nicht zu unterschätzen, da sie die anspruchsvollste und wichtigste Arbeit im gesamten Jahreszyklus ist. Der Rebschnitt ist immer noch reine Handarbeit und verlangt von uns etwa 80 Stunden pro Hektar ab.
Bei uns im Weingarten sieht es so aus, dass der grobe Schnitt mit der elektrischen Rebschere gemacht wird. Das macht bei uns meistens Toni. Er schaut dabei darauf, dass er alle Kümmertriebe und schlecht verholzten Triebe abschneidet. Der Trieb der übrig bleibt, ist der Fruchttrieb für den kommenden Jahrgang. Anschließend ziehen wir die verholzten, abgeschnittenen Reben aus den Drahtspalieren und putzen den Stock. Das heißt, wir schneiden kleine Ranken oder dünne Triebe ab. So bleibt für das kommende Weinjahr ein Stock mit einem oder zwei Triebe stehen.
Das Ziel des Rebschnittes ist es, eine Ausgeglichenheit von Traubenwachstum und Traubenqualität zu schaffen. Alte, verholzte Reben werden ab- und zurückgeschnitten, um Platz für die neuen Triebe zu schaffen. Dieser Vorgang ist wichtig, damit die Pflanze ihre Energie auf die jungen Trieben fokussieren und mit allen nötigen Nährstoffen versorgen kann.
Die winterliche Landschaft mag karg erscheinen, findet doch der Weinbauer zu dieser Zeit in den Weingärten seine Ruhe. Bei dieser Arbeit kann er neue Kraft tanken und das vergangene Jahr Revue passieren lassen.
Wein ist in Wasser aufgelöstes Sonnenlicht.
Galileo Galilei